Sieht schön aus – mag trotzdem keiner in der Wiese oder im Rasen: Löwenzahn. Das schwer zu bekämpfende "Unkraut" könnte bei Landwirten aber bald doch beliebt werden. Denn es ist als Rohstofflieferant für die Reifen- und Fahrzeugindustrie interessant. Die Forschungen zur Nutzung von Löwenzahn als Kautschuklieferant laufen auf Hochtouren und führen zu ersten Erfolgen.
Auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt hat der Hersteller von Kautschukprodukten ContiTech vielversprechende Forschungsergebnisse für Schwingungs- und Lagerungselemente in Fahrzeugen auf Basis von "Taraxagum" vorgestellt. Das ist ein Naturkautschuk auf Basis von Löwenzahn. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie sowie der Universität Münster arbeitet der Hersteller von Kautschukprodukten an der Nutzung von Löwenzahn für die gummiverarbeitende Industrie.
Nachdem bereits erfolgreich Reifen-Prototypen auf "Löwenzahn"-Basis getestet worden sind, wollen die Wissenschaftler weiter herausfinden, ob sich der Naturkautschuk auch für andere Anwendungen im Fahrzeugbau eignet. Motorlager verbinden Antriebsaggregat und Karosserie, nehmen statische Lasten auf und isolieren Körperschall. Sie dämpfen Schwingungen und Stöße und müssen starken dynamischen Beanspruchungen und unterschiedlichen Temperaturen standhalten.
Ziel der Forschungsarbeiten ist auch die Entwicklung eines Verfahrens zur Produktion von Kautschuk aus Löwenzahn in industriellem Maßstab. Eine Pilotanlage zur Extraktion von Naturkautschuk aus den Wurzeln des russischen Löwenzahns und der Entwicklung von Reifen-Prototypen gibt es bereits. Künftig gilt es, diese Anlage so auszurichten, dass eine Produktion im Tonnenbereich möglich ist.
Löwenzahn könnte die Einfuhr von Kautschuk aus tropischen Ländern ersetzen. Der Vorteil der Pflanze: Sie ist anspruchslos und wächst selbst auf Böden, die sonst nicht für die Erzeugung von Nahrungs- oder Futterpflanzen geeignet sind.
Bis zur industriellen Fertigung von Produkten auf Löwenzahnbasis wird es jedoch noch einige Jahre dauern, heißt es in einer Mitteilung des Fraunhofer Instituts. Dennoch: Löwenzahn als nachwachsende Rohstoffpflanze scheint eine Zukunft zu haben und muss nun züchterisch und anbautechnisch optimiert werden, damit ein möglichst hoher Kautschukertrag erreicht wird. (Quelle: www.aid.de)