LWG: Untersucht Geheimnis der Drohnensammelplätze

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Nach dem Spaß kommt der Tod: Denn nach der Verpaarung auf dem Hochzeitsflug mit einer jungen Bienenkönigin hat der Drohn, die männliche Honigbiene, sein Dasein erfüllt und stirbt. Dabei hatte er Glück im Unglück: Denn eine Handvoll Königinnen wählen ihre Partner aus bis zu 20.000 Liebhabern je Drohnensammelplatz aus. Doch so schnell der Zauber des Hochzeitsfluges begonnen hat, wird es wieder ruhig am Drohnensammelplatz – einem bisher noch nicht vollständig geklärten Mysterium. Was macht einen Sammelplatz aus? Und wie finden die Drohnen überhaupt dorthin? Diese und noch viele weitere Fragen versucht das Fachzentrum Bienen der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) nun zu beantworten. Die Forscher begeben sich dabei nicht nur mit einem Octocopter auf Augenhöhe mit den Drohnen, sondern rekonstruieren in detektivischer Kleinstarbeit auch die Anreiserouten.

Angeborener Instinkt?
Was einen Drohnensammelplatz ausmacht, das ist bisher noch nicht vollständig geklärt. Vorstellbar wären dabei besondere optische Reize, die nur von Bienen wahrgenommen werden können. Es könnten aber auch Pheromone, also chemische Botschaften sein, die das künftige Hochzeitspaar an einen solchen Drohnensammelplatz locken. „Uns interessiert vor allem die Frage, wo die Drohnen herkommen und wie diese den Platz überhaupt finden“, so Dr. Stefan Berg, Leiter des Fachzentrums Bienen an der LWG in Veitshöchheim. Fest steht dabei nur, dass die Drohnen ca. 12 Tage nach ihrem Schlupf die Sammelplätze aufsuchen, um den angeborenen Instinkt der Verpaarung nachzugehen. „Es wird angenommen, dass der Drohn einen biologischen Routenplaner besitzt, der ihn zum nächstgelegenen Sammelplatz navigiert“, so Dr. Berg. Die Drohnensammelplätze entstehen dabei dynamisch, meist können sie aber über viele Jahre am gleichen Platz verbleiben.

Drohnenfang mal anders
Um dem Geheimnis der Drohnensammelplätze auf die Spur zu kommen, setzen die Mitarbeiter des Fachzentrums auf modernste Technik. Mit dem Einsatz einer ferngesteuerten Drohne, einem Octocopter, soll die Herkunft der Drohnen erfasst werden. Dazu werden die Drohnen auf dem Drohnensammelplatz farblich markiert, um anschließend in den umliegenden Bienenvölkern durch Wiederfund der markierten Drohnen eine geografische Zuordnung zu erreichen. „Die eigentliche Herausforderung ist dabei das Einfangen der Drohnen auf dem Hochzeitsflug“, betont der Bienen-Experte. Genau an diesem Punkt kommt der Octocopter zum Einsatz: Ausgerüstet mit einer mit Ködern bestückten Falle, die den Pheromon-Duft einer jungen Bienenkönigin nachahmen, startet die elektronische Drohne in das Gewimmel, um Drohnen zu fangen. „Die Verpaarung findet dabei in 20 bis 30 Meter Höhe statt und erfolgt in der Regel mit mehreren Drohnen“, erklärt Dr. Berg. Je nach farblichem Wiederfund in den umliegenden Bienenvölkern kann schließlich die Anreiseroute zurückverfolgt werden. Kein leichtes Unterfangen: So legt der Drohn für sein einmaliges Tête-à-Tête bis zu 3-5 Kilometer zurück.

Damit die Richtigen zusammenfinden
Im Forschungsprojekt des Fachzentrums Bienen versucht Dr. Berg mit seinem Team, nicht nur das Mysterium der Drohnensammelplätze zu entschlüsseln. Es geht vielmehr auch um ganz handfeste Interessen der Bienenzüchter. „Da die Verpaarung der Bienenkönigin mit den Drohnen direkt im Flug stattfindet, können die Bienenzüchter die Paarungspartner nicht gezielt zusammenbringen“, stellt Dr. Berg klar. Um dennoch gesteuerte Anpaarungen zu ermöglichen, gibt es sogenannte Belegstellen, also geschützte Bereiche um die Drohnensammelplätze, in denen per Gesetz nur Bienenvölker einer bestimmten Herkunft gehalten werden dürfen. Diese müssen dann der jeweiligen Zuchtrichtung der Belegstelle (z. B. der Carnica-Rasse) entsprechen. In Bayern gibt es dafür 27 staatlich anerkannte Belegstellen. Die von den Züchtern an die Belegstellen gebrachten jungfräulichen Königinnen treffen dann auf Drohnen einer speziellen Herkunft für die Anpaarung. „Durch die Technik der Drohnenfänge kann geprüft werden, ob sich fremdrassige Drohnen im Einzugsbereich der Belegstelle befinden“, so Berg. Dadurch kann die Zuchtrichtung langfristig gesichert werden.

Aber nicht nur für die Entschlüsselung des Mysteriums der Drohnensammelplätze setzt die LWG auf Hightech. Mit dem Einsatz von RFID-Chips wird das Flugverhalten der Pollensammler, ähnlich einer Black-Box, künftig elektronisch erfasst. Dabei sollen Kenntnisse gesammelt werden, wie lange die Bienen auf Sammelflug gehen und inwieweit sich eventuelle Stresssituationen, wie beispielsweise verschiedene Bekämpfungsmaßnahmen gegen die parasitische Varroamilbe, auf den Sammelflug auswirken. (LWG)