Mit einer imposanten Blütenpracht fällt der Startschuss der neuen Apfelsaison

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Ein Traum in Rosa und Weiß: Die Apfelblüte lockt jedes Jahr viele Menschen in die deutschen Anbau-Regionen.
Was für Gäste vor allem schön aussieht, ist für professionelle Apfelanbauer die Basis ihrer Einkünfte eines Jahres. Dafür müssen aus den Blüten jedoch über den Sommer erst große, schmackhafte und schön ausgefärbte Äpfel wachsen.
Barometer für das Blütestadium
Mit dem etwa drei Wochen langen Schauspiel der Apfelblüte werben unter anderem die Höfe im Alten Land, einem traditionellen Obstbaustandort südlich der Elbe in Hamburg und Niedersachsen. Da der Aufbruch der Knospen je nach Witterung mal früher oder später im Frühjahr geschieht, gibt es im Internet eine Orientierungshilfe (www.bluetenbarometer.de). Es folgt das Mausohr genannte Stadium, das sich in der milderen Bodensee-Region meist früher zeigt als im Norden. Daran schließen die Mittel- und Vollblüte an, bevor das Abblühen einsetzt und es Blütenblätter schneit. Bei späten Frösten kann ein totaler Ausfall der Ernte drohen. Deshalb werden die Knospen zum Schutz vor Kälteschäden im Notfall mit Wasser besprüht. Beim Gefrieren des Wassers wird Wärme frei, die die Blüten vor dem Erfrieren schützt.
Plantagen sind insektenfreundlich
Auch in guten Jahren wachsen nur aus etwa vier bis 5% der Blüten am Ende tatsächlich Äpfel heran. Das hat mehrere Gründe. Es werden zum einen nicht alle befruchtet. Tatsächlich ist die Arbeit von Bienen und anderer Insekten nötig, damit Pollen von einer Blüte zur anderen gelangen. Apfelanbauer sorgen in ihren Plantagen dafür, dass sich Insekten wohlfühlen und leisten damit einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz. Häufig bilden sie mit Imkern eine Allianz, von der alle profitieren. Holen sich die Insekten den Nektar, bleibt Pollen von den Staubgefäßen an ihnen hängen. Diesen tragen sie auf ihrer Nahrungssuche weiter und bestäuben dabei als Nebeneffekt die Blüten. Wobei Äpfel „selbststeril“ sind und nur durch eine andere Sorte bestäubt werden können. Nach der Bestäubung setzen die Bäume meist mehr Früchte an, als sie bis zur Ernte ernähren können. Je nach Sorte entledigen sich die Bäume von selbst beim sogenannten Junifruchtfall der schwächeren Exemplare. Gesteuert wird das über Hormone, die im Apfelkern gebildet werden. Je mehr Kerne in der Samenkammer sitzen, desto höher sind der Hormonwert und die Überlebenschance.
Kleine und unförmige werden ausgedünnt
Apfelanbauer unterstützen den Prozess zusätzlich meist noch durch eine Handausdünnung. Um die spätere Qualität der reifen Früchte zu verbessern, werden zu kleine und unförmige Exemplare per Hand oder mit einer Schere entfernt. Je früher das geschieht, desto mehr Blüten legt der Baum für das kommende Jahr an. Eine sogenannte Alternanz, also der Wechsel von guten und schlechten Erntejahren, lässt sich so weitgehend verhindern. Ebenso Ast- und Gipfelbruch durch zu viel Gewicht. Zudem steigern die Apfelanbauer durch das Ausdünnen die Qualität. Weniger Früchte am Baum werden besser versorgt und bekommen mehr Sonne. Das Fruchtfleisch ist am Ende fester und die Äpfel sind besser lagerfähig. Und was Apfelfans besonders freuen dürfte: Die großen, gut ausgefärbten Früchte schmecken auch intensiver, weil sie mehr Zucker und Säure enthalten. So ist der professionelle Apfelanbau ein schönes Beispiel dafür, wie gut das Zusammenspiel von Mensch und Natur funktionieren kann. (GMH)