Moore: Mehr als Gruseln und Torfstechen

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Früher fürchteten die Menschen das Moor, war es doch ein Ort, wo böse Geister lebten. Dann lernte der Mensch, das Moor zu nutzen: Torf wurde abgebaut und die Flächen entwässert, um Landwirtschaft zu betreiben. Doch mit den Mooren verschwand auch eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Heute bemüht man sich, ehemalige Moorflächen wieder herzustellen. Moore leisten nämlich vielfältige wertvolle Dienste für uns Menschen: Sie stabilisieren beispielsweise den Wasser- und Kohlenstoffhaushalt. Der Welttag der Feuchtgebiete am 2.2.2016 erinnert daran, dass dieser wichtige Lebensraum weltweit bedroht ist. Am IGB in Berlin ist die Renaturierung von Mooren ein wichtiger Forschungsschwerpunkt.

Im Mai 2016 richtet das IGB das europäische Treffen der Gesellschaft der Feuchtgebietsforscher (Society of Wetland Scientists) aus. Über einhundert nationale und internationale Experten aus Wissenschaft, Management und Praxis werden zu der Konferenz erwartet. Ihr Einsatz ist wichtig: Moore nehmen zwar aktuell nur etwa drei Prozent des globalen Festlandes ein, speichern aber 20 bis 30% der gesamten Kohlenstoffvorräte aller Böden, was etwa 40 bis 60% des CO2-Gehaltes der Atmosphäre entspricht. Der weltweite Erhalt und Schutz der Moore leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Die IGB-Arbeitsgruppe von Dr. Jörg Gelbrecht und Dr. Dominik Zak untersucht, wie einst trockengelegte Moore erfolgreich wiedervernässt werden können. „Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gehen jährlich immer noch etwa ein Prozent der weltweiten Moorflächen verloren. In Deutschland sind bereits fast alle Moorflächen entwässert, nur noch etwa zwei Prozent der ursprünglichen Moorfläche sind in einem naturnahen Zustand. Es gibt aber auch einige Lichtblicke, so laufen europaweit vielfältige Aktivitäten zur Revitalisierung von Mooren. Genau am 2. Februar vor 45 Jahren wurde die Ramsar-Konvention als Übereinkommen über den Schutz von Feuchtgebieten verabschiedet und ist damit eines der ältesten internationalen Vertragswerke. Seit dieser Zeit ist viel passiert”, so Dominik Zak.

Innerhalb eines im Jahr 2000 beschlossenen umfangreichen Moorschutzprogramms wurden in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise knapp 20.000 ha entwässerter Moore wiedervernässt. In begleitenden Studien konnten die IGB-Wissenschaftler in Kooperation mit dem ZALF Müncheberg zeigen, dass in den ersten Jahren der Wiedervernässung größere Mengen an Phosphor als Pflanzennährstoff und klimawirksames Methan freigesetzt werden. Dafür ist die obere, stark zersetzte Torfschicht verantwortlich, in der sich leicht mobilisierbare Stoffe angereichert haben. Das trifft auch auf untersuchte Waldmoore in Berlin und Brandenburg zu. Für den praktischen Moorschutz gilt, dass besondere Vorsicht geboten ist, wenn im Abstrombereich der Moore für den Nährstoffeintrag sensible Gewässer vorhanden sind. In besonders stark degradierten Mooren bilden sich nach der Vernässung oftmals großflächige Flachseen, die langsam verlanden und sich anschließend wieder als Moor entwickeln. Die vollständige Wiederherstellung der ursprünglichen landschaftsökologischen Funktionen wird mehrere Jahrzehnte dauern.

Eine aktuelle Studie unter Federführung der IGB-Wissenschaftler zeigt, dass sich der Prozess der Renaturierung beschleunigen lässt: Entfernt man nämlich die obersten degradierten Schichten eines trockengelegten Moores, verringert dies die Phophorkonzentration im Moorbodenwasser um ein Vielfaches. Damit wird die Nährstofflast für die Gewässer deutlich gesenkt. „Unsere Forschung ist eine existenzielle Grundlage für die Renaturierung des einzigartigen Lebensraums Moor. Dafür mache ich mir gerne die Füße schmutzig“, resümiert Dominik Zak. (IGB)