"Stunde der Gartenvögel": deutlich mehr Sperlinge, aber Schwalben im Sinkflug/Teilnehmerrekord erwartet.
Spatzen top, Insektenfresser flop – das ist kurzgefasst das Zwischenergebnis der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“, die am vergangenen Wochenende bundesweit stattgefunden hat. Bis Mittwoch hatten über 60.000 Vogelfreunde aus mehr als 41.000 Gärten und Parks über 1,3 Mio. Vögel an den NABU und seinen bayerischen Partner, den Landesbund für Vogelschutz (LBV), gemeldet. Damit deutet sich ein Teilnehmerrekord bei Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmach-Aktion an. Noch bis zum 20. Mai können Vogelzählungen per Internet, per App oder per Post an den NABU übermittelt werden.
„Das Highlight ist das Spitzenergebnis für den Haussperling. Es liegt 6% über dem des Vorjahres. Damit erreicht diese Art ihr bestes Ergebnis in 15 Jahren Stunde der Gartenvögel“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Die Spatzen haben vom Rekordsommer 2018 eindeutig profitiert.“ Auch der Feldsperling hat gegenüber dem Vorjahr um 7% zugenommen und wird damit nach 2016 sein zweitbestes Ergebnis in der Geschichte der „Stunde der Gartenvögel“ erreichen. Die Naturschützer des NABU freuen sich besonders über die positive Entwicklung der beiden Spatzenarten. Denn starke Rückgänge in den Jahrzehnten vor Beginn der NABU-Zählaktion hatten dafür gesorgt, dass beide Arten bis heute in der Vorwarnkategorie der Roten Liste deutscher Brutvogelarten stehen. Davon können sich die Spatzen heute offensichtlich etwas erholen.
Schlecht sieht es dagegen für Mauersegler und Mehlschwalben aus. „Die Zahlen für diese beiden Arten sind katastrophal“, so NABU-Vogelschutzexperte Marius Adrion. „Beide erreichen die mit Abstand schlechtesten Ergebnisse bisher. Aufgrund der Wetterlage mit Kaltluft aus dem Norden verzögert sich offenbar die Ankunft eines Teils der Mauersegler und Mehlschwalben. Leider fügen sich die diesjährigen Ergebnisse aber nahtlos in eine Reihe abnehmender Zahlen aus den Vorjahren – egal ob warmes oder kaltes Maiwetter herrschte. Wir haben es daher wohl mit einem tatsächlichen deutlichen Rückgang zu tun. Das Fehlen der Fluginsektennahrung und das Verschwinden von Brutnischen an Gebäuden sind wahrscheinlich die Ursachen.“
Beim Sorgenkind Amsel zeigt sich wie erwartet ein starker Rückgang. Bundesweit wurden 11% weniger Amseln gesichtet. „In Hamburg und Bremen, wo die tödliche Krankheit Usutu 2018 erstmals auftrat, wurden sogar über 40% weniger Amseln als im Vorjahr gemeldet“, so Adrion. „Das deutet darauf hin, dass die Viruserkrankung mit für den Rückgang verantwortlich ist.“
Eine kleine Sensation deutet sich beim Rotkehlchen an. Es wird mit einem Plus von 20% sein zweitbestes Ergebnis nach 2006 erzielen. Warum dieser Gartenvogel so häufig zur „Stunde der Gartenvögel“ gesichtet wurde, ist jedoch vorerst unklar.
Alle Ergebnisse aus inzwischen 15 Jahren „Stunde der Gartenvögel“ sind jetzt in einer Broschüre erschienen. Unter www.NABU.de/15-jahre-sdg kann sie jeder downloaden. (NABU)