Für welche Region schwärmt der Star am meisten? Der NABU hatte für 2018 dazu aufgerufen, Schwärme des Stars, Vogel des Jahres, zu melden. Die Auswertung zeigt: Der größte Schwarm des Jahres mit bis zu 2 Millionen Vögeln konnte bei Worms in Rheinland-Pfalz beobachtet werden. „Mehrere hunderttausend Stare in einem Schwarm traten in vergangenen Jahren sonst nur in Küstenregionen auf, wo der Star im Grünland viel zu Fressen und in großen Schilfgebieten sichere Schlafplätze findet. Große Schwärme sind ansonsten heutzutage leider selten geworden. In Rheinland Pfalz gab es in diesem Jahr jedoch günstige Voraussetzungen. Durch die außergewöhnlich lange Trockenheit des Sommers gab es im rheinhessischen Raum eine üppige Weinlese, von deren Resten die Stare wohl gut satt wurden“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling.
Während im September noch rund 80.000 Stare im Umkreis gezählt wurden, wuchsen die Schwärme im Oktober und November durch Zuzug aus dem Osten und Norden an. So auch an Schlafplätzen bei Riedstadt in Hessen und in Schallstadt in Baden-Württemberg, wo der zweit- und drittgrößte Schwarm Deutschlands im Spätherbst gemeldet wurden. Auch in Obstplantagen, Gärten und Streuobstwiesen war die Obsternte üppig, so dass die Stare im gesamten Südwesten viel Fallobst oder vertrockneten Früchte als die nötige energiereiche Kost vor dem Weiterzug nach Italien oder Nordafrika fanden. Viele Stare werden auch bleiben, wenn es ein milder Winter wird. Die größten Schwärme auf dem Frühjahrszug mit bis zu 70.000 Vögeln wurden im März in Bayern erfasst.
Vor allem in den nördlichen und östlichen Bundesländern wurden viele, dafür aber kleinere Schwärme gesichtet, Höhepunkt war hier bereits der August. In Brandenburg waren es insgesamt 206 Schwarmbeobachtungen über 1.000 Stare, die über die Meldeplattformen ornitho.de und naturgucker.de abgegeben wurden. „Unsere Auswertung hat gezeigt, dass die Stare sich das ganze Jahr über, vor allem aber im Frühjahr, bevorzugt auf gemähten Wiesen, Viehweiden oder Ackerflächen aufhalten. Dort sammeln sie Bodeninsekten“, so Neuling. Fast die Hälfte der Sichtungen stammen von solchen Flächen, am zweithäufigsten wurden Starenschwärme an Orten mit Vogelfütterungen gesichtet, auf Platz drei liegen Orte mit und Obst-und Beerengehölzen. „Die Dürre hat zwar dazu geführt, dass im Osten vielerorts die Brut abgebrochen wurde, die umherstreifenden Trupps aber scheinbar mit Heuschrecken, Maikäfern und anderen Insekten gut über die Runden kamen“, ergänzt Neuling.
Entwarnung kann es für den Star dennoch nicht geben. Trotz leichtem Anstieg 2018 hat die durchschnittliche Zahl der Stare pro Beobachtung seit 2012 um mindestens fünf Prozent abgenommen. Das heißt, Brutbestände und Schwärme werden insgesamt kleiner. Die Auswertung unterstützt die offiziellen Daten des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA), die zwischen 1998 und 2009 einen Rückgang um 42 Prozent des Brutbestandes zeigen – ein Verlust von 2,6 Millionen Paaren. „Insektenreiches Grünland ist für sie und viele andere Vogelarten notwendig. Jeder einzelne kann dem Star im eigenen Garten mit einem Nistkasten helfen oder Fallobst und vertrocknete Beeren im Winter dort belassen. Klimawandelbedingt werden unsere Winter milder, mehr Stare überwintern bei uns und besuchen unsere Gärten“, sagt Neuling.