NABU zur GAP ab 2028: Mit einem weiteren Reförmchen ist es nicht getan

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Wie muss die nächste Reform der EU-Agrarpolitik (GAP) ab 2028 ausgestaltet werden? Darüber diskutieren heute Expertinnen und Experten beim NABUtalk “Aufbruch zu einer neuen Agrarförderung” – darunter die Agrarwissenschaftler Sebastian Lakner, Norbert Röder und Sönke Beckmann sowie BMEL-Staatssekretärin Silvia Bender. Bereits vor dem Austausch geben die Experten ihre Einschätzungen zur kommenden GAP-Förderperiode.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: “Mit einem weiteren Reförmchen der GAP ist es nicht getan. Für die kommende Förderperiode braucht es einen echten Systemwechsel in der EU-Agrarpolitik. Wir müssen weg von der Subventionierung, hin zu einer wirksamen Honorierung öffentlicher Leistungen. Das bisherige System, das vor allem den Besitz von Nutzflächen, statt die naturverträgliche Erzeugung von Nahrungsmitteln finanziert, ist veraltet und hat keine Zukunft. Kluge und mutige Schritte in der Agrarpolitik sind überfällig, um die Landwirtschaft naturverträglicher und damit zukunftsfähig zu machen.”

Sebastian Lakner, Professor für Agrarökonomie: "Die GAP hat ein Legitimierungsproblem: Einerseits soll sie die Antwort auf die drängenden Umweltprobleme sein, andererseits gibt es immer noch viel „Business as usual“, das diese Probleme nicht löst. Nur wenn die GAP sich strikt an gesellschaftlich relevanten Problemen orientiert und diese praxisgerecht löst, wird die Gesellschaft auch bereit sein, weiterhin Steuergelder zur Verfügung zu stellen. Nur eine „neue europäische Landnutzungs- und Umweltpolitik“ hätte auch die Rückendeckung der Gesellschaft.“

Norbert Röder, Thünen Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen: "Damit die GAP sich zielorientiert weiterentwickeln kann, braucht es bei den zwei wesentlichen Leitfragen einen hinreichenden gesellschaftlichen Konsens: Wie soll die Landnutzung in Deutschland mittelfristig aussehen und wie sollen die Verfügungsrechte ihrer Gestaltung zwischen Flächeneigentümer bzw. Landnutzer, weiteren Ressourcennutzern und der Gesellschaft verteilt werden. Diese Klärung ist eine Voraussetzung, um die GAP sinnvoll auszugestalten und die Instrumente des Ordnungs- und Förderrechts aufeinander abzustimmen."

Sönke Beckmann, Deutscher Verband für Landschaftspflege: “Wie die Zukunft der Agrarförderung aussieht, hängt zentral davon ab, was wir heute schon auf den Weg bringen. Bei aller Reformbedürftigkeit der GAP auf europäischer Ebene, bietet sie heute schon die nötigen Gestaltungsspielräume auf nationaler Ebene, um in der Förderung beispielsweise den hohen Anteil unkonditionierter Direktzahlungen ernsthaft mit den ehrgeizigeren umwelt- und klimabezogenen gesellschaftlichen Zielen zu einem tragfähigen Einkommen für die Landwirtschaft zusammenzuführen. Ausgereifte Vorschläge liegen vor. Jetzt braucht es einheitliche Schritte der Verantwortlichen, um die Wegmarken hin zu einer zielorientierten Agrarförderung zu setzen. Mut verbindet!” (NABU)