Der Mittelmeerraum ist die historische Heimat des Ölbaums. Im klassischen Altertum gab es keinen Baum, der so viel Nutzen brachte, so wertvoll war und von den Völkern des Mittelmeerraums so verehrt wurde wie Olea europea.
Auch heute noch erfreut sich Olivenöl höchster Wertschätzung, auch wenn die Konkurrenz durch viele Speiseöl-Spezialitäten nicht gerade klein ist. Aus der mediterranen Küche ist Olivenöl nicht wegzudenken. Hierzulande ist der Verbrauch eher bescheiden. Nichtsdestotrotz hat gutes Olivenöl bei uns eine treue Fangemeinde. Was derart wertgeschätzt wird, war und ist immer wieder Gegenstand von Fälschungen und Manipulationen. So berichtete jüngst das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), dass bei Olivenöl in der höchsten ausgelobten Qualitätsstufe „nativ extra“ minderwertigere Öle bis hin zu Lampant- und Fremdöl festgestellt wurden.
Die europäischen Vermarktungsvorschriften nennen acht Qualitätsstufen:
- Natives Olivenöl extra
- Natives Olivenöl
- Lampantöl
- Raffiniertes Olivenöl
- Olivenöl – bestehend aus raffinierten und nativen Olivenölen
- Rohes Oliventresteröl
- Raffiniertes Oliventresteröl
- Oliventresteröl
Diese Klassifizierung ist aber für Verbraucher eher theoretischer Natur, denn eigentlich verkauft sich hierzulande so gut wie ausschließlich „natives Olivenöl extra“, auch „nativ extra“ oder italienisch „extra virgine“ gekennzeichnet. In der höchsten Qualitätsstufe muss dieses Öl geruchlich und geschmacklich einwandfrei sein und zumindest leicht fruchtig schmecken. Das Öl wird schonend mit einem mechanischen Verfahren extrahiert. Es darf einen Anteil an freien Fettsäuren haben, der höchstens bei 0,8 Gramm pro 100 Gramm Öl liegt.
Wie es um die geschmackliche Qualität bestellt ist, wollte der Rundfunksender WDR 5 wissen und lud drei erfahrene Juroren – allesamt ausgesprochene Genussexperten – zum Test nach Köln ein. Zu bewerten gab es zehn Olivenöle, gekauft in Supermärkten und bei Discountern, davon vier in Bio-Qualität. In das sensorische Gesamturteil gingen der Geschmack zu 50 Prozent sowie Aussehen, Geruch und Konsistenz zusammen mit 50 Prozent ein; wobei Konsistenz und Aussehen bei Olivenöl eher nebensächlich sind. Weder die Auswahl noch die Bewertung der Produkte erheben den Anspruch streng wissenschaftlicher Kriterien, geben aber doch gewisse Hinweise.
Das Prozedere war ähnlich wie bei einer Weinverkostung: Die Öle wurden zunächst beschnuppert und dann durch die Zähne gezogen und schließlich heruntergeschluckt. Anders ist nicht festzustellen, ob das Öl auch nach Olive, frischem Gras oder Gartenkräutern riecht, ob es kräftig und frisch schmeckt. Es darf zudem etwas bitter und scharf im Gaumen sein. Kratzt es etwas im Hals, ist das ebenfalls ein Qualitätsmerkmal.
Das Fazit der Tester war sehr enttäuschend. Über ein „befriedigend“ kam keines der Öle hinaus. Nur für zwei Öle konnte das Panel diese Note vergeben. Der Rest bekam ein „ausreichend“, ein Olivenöl bekam mit einem „mangelhaft“ die rote Laterne. Fast alle Olivenöle waren nach Meinung der Tester mehr oder weniger unausgewogen im Geschmack. Sie wurden vor allem als zu bitter empfunden und die Fruchtigkeit wurde vermisst. Olivenöl-Fans bleibt also wahrscheinlich nichts anderes übrig, als sich durch die vielen Angebote durchzuprobieren, um den eigenen Geschmackssieger zu finden. (BZfE)