Es gibt Pflanzen, zu denen hält man besser respektvollen Abstand: Disteln, Yuccapalmen und Kakteen sind zwar ausgesprochen attraktiv, geben neugierige Hände aber umgehend zu verstehen, dass Annäherungsversuche unerwünscht sind. Es gibt aber auch das Gegenteil: Zahlreiche Pflanzenarten scheinen den Betrachter geradezu zum Berühren aufzufordern. Das Lampenputzergras (Pennisetum) ist solch ein Beispiel. Man kann mitunter gar nicht anders, als die herrlich fluffigen Blütenstände durch die Hand gleiten, oder sie sanft über Arme und Beine streicheln zu lassen.
Der nur 15 cm hohe, frischgrüne Bärenfell-Schwingel (Festuca gautieri) oder das gerade einmal 5cm messende Sternmoos (Sagina subulata) hingegen bilden frischgrüne Polster, auf die man zur allzu gerne an einem heißen Sommertag den Kopf betten würde. (Könnte man sich nicht allzu gut die Blicke der Nachbarn vorstellen.)
Handschmeichler gibt es aber nicht nur unter den Gräsern, das zeigt ein Gang durch die örtliche Premium Gärtnerei. Im breiten Sortiment der am Qualitätszeichen leicht zu erkennenden Fachgeschäfte tummeln sich allerlei Gehölz- und Staudenschönheiten von anschmiegsamem Wesen. Im Frühling beispielsweise locken die wie frisch gestriegelt glänzenden Blüten der Kätzchen-Weide (Salix caprea). Im Mai und Juni faszinieren die mit einem weichen Flaum versehenen Knospen zahlreicher Mohnarten, ehe sie aufbrechen und ihr temperamentvolles Inneres entblättern. Und zarte Wesen wie die Prachtkerze (Gaura lindheimeri) verlocken dazu, sie vorsichtig wie einen Schmetterling einzufangen oder ihre Blüten auf dem Handrücken tanzen zu lassen.
Wer sich einen Überblick verschafft hat, wird rasch feststellen, dass unter den Kuschelpflanzen zahlreiche Arten mit silbriger Blatt- und/oder Blütenfarbe sind. Ob Woll-Ziest (Stachys byzantina), Kronen-Lichtnelke (Lychnis coronaria) oder Perlkörbchen (Anaphalis), das extravagante Brandkraut (Phlomis russeliana) oder die eindrucksvolle Königskerze (Verbascum), sie alle besitzen einen zarten silbrigen Haarflaum, der ihre Oberfläche wie feinsten Samt schimmern lässt. Fragt man die Fachleute in den Premium Gärtnereien nach dem Grund für dieses weiche Mäntelchen, erhält man eine überraschende Antwort: Was auf den ersten Blick wie eine wärmende Schicht anmutet, bewirkt tatsächlich genau den umgekehrten Effekt. Der silbrige Flaum reflektiert die Sonnenstrahlen und hilft den Pflanzen dadurch, auch im Hochsommer kühlen Kopf zu bewahren und möglichst wenig viel Wasser zu verdunsten. Der Tipp der Pflanzen-Profis: Arten, die sich auf diese Weise für den Sommer rüsten, stammen meist aus mediterranen Gebieten und kommen auch mit großer Hitze und sommerlicher Trockenheit bestens zurecht. (GMH)