Im September erlebt die Pilzsaison ihren Höhepunkt. Der Dachverband AGDW – Die Waldeigentümer erklärt, warum Pilze wichtig für den Wald sind, wo man sie im Wald findet, wie man sie am besten transportiert und welche Regeln man beim Pilzesammeln beachten muss.
Es ist wieder soweit: die Pilzsaison erlebt im Herbst ihren Höhepunkt. Viele der besonders beliebten Speisepilze wie der Steinpilz, der Wiesen- oder der Kleine Waldchampignon sind dann in großen Mengen in den Wäldern zu finden. Der Geschäftsführer des deutschen Waldbesitzerverbandes AGDW, Alexander Zeihe, erklärt: „Pilzesammler sind in den privaten Wäldern willkommen. Wichtig bei der Pilzsuche ist ein rücksichtsvolles Verhalten. Denn die Pilze sind nicht allein ein Geschenk der Natur, sondern das Ergebnis einer verantwortungsvollen Arbeit von Waldbesitzern und Förstern, die dafür sorgen, dass die Wälder nicht nur der Holzernte, sondern auch der Erholung und dem Naturschutz dienen.“
Pilze schützen Bäume
Streng genommen ist das ganze Jahr über Pilzsaison: Pilze wachsen über die meiste Zeit des Jahres unterirdisch, viele in enger Symbiose mit den Wurzeln der Bäume. Die so genannten Mykorrhizapilze bilden mit den Baumwurzeln ein gemeinsames System. Erst im Herbst wachsen die meisten Pilze – darunter viele essbare – auf dem Waldboden.
Pilze sind wichtig für die Nährstoffversorgung der Bäume und damit für die Ökologie und die Gesundheit des gesamten Waldes. Wie groß ihre Bedeutung für die Waldbäume tatsächlich ist – vor allem bei Trockenheit und geringer Sonneneinstrahlung – ist dank der Forschungsergebnisse einer Gruppe von Göttinger Wissenschaftlern seit einigen Jahren bekannt. Das Team um Dr. Rodica Pena fand heraus, dass verschiedene Pilzarten die vom Baum benötigten Nährstoffe auch dann weitergeben, wenn Wassermangel oder schlechte Lichtverhältnisse herrschen. „Für den Wald ist eine hohe Pilzvielfalt wichtig, da sie die Nährstoffversorgung der Bäume auch unter sich verändernden Umweltbedingungen unterstützt“, sagte Zeihe. „Die rund zwei Millionen privaten und kommunalen Waldeigentümer in Deutschland sind darauf angewiesen, dass Waldbesucher die Pilze daher nur für den gelegentlichen Eigenbedarf sammeln.“
Tipps zum Pilzesammeln:
Die wichtigsten Herbstpilze
Typische Pilzarten sind Marone, Herbsttrompete, Schopftintling und natürlich Steinpilz und Pfifferling. Der rauchblättrige Schwefelkopf, Hallimasch und Stockschwämmchen gehören ebenso zum breiten Spektrum der essbaren Pilze im Wald. Aber Vorsicht: Viele Pilze sind im rohen Zustand giftig und daher nur gekocht oder gedünstet genießbar. Vor manchen Sorten, die früher selbstverständlich auf der Speisekarte zu finden waren, wird heutzutage sogar gewarnt. So zum Beispiel beim Grünling, der in größeren Mengen zu Muskelschädigungen führen kann.
Wo finden sich Pilze?
Pilze brauchen Feuchtigkeit und Wärme – nach ein paar Tagen Regen und warmen bzw. milden Temperaturen wird man daher schneller fündig als in Trockenperioden. Bevorzugte Standorte im Wald sind feuchte, bemooste Mulden und Hänge sowie nasse Baumstümpfe. Pilze finden sich ebenfalls so gut wie nie unter krautigen Pflanzen, insbesondere Farn. Manche Arten wachsen nur unter und an Laubbäumen, andere nur im Wuchsbereich von Nadelbäumen. Rotkappen zum Beispiel findet man zumeist bei oder unter Birken, Hainbuchen und Pappeln. Maronenröhrlinge dagegen gedeihen fast nur unter Kiefern und Fichten.
Richtig ernten und transportieren
Die besten Methoden, um den Pilz aus dem Boden zu nehmen, sind, ihn vorsichtig herauszudrehen oder ihn unmittelbar oberhalb des Bodens abzuschneiden. Der Vorteil des Herausdrehens: So erntet man auch den gesamten Stiel, der bei vielen Arten, zum Beispiel beim Steinpilz, besonders köstlich ist, sich aber zu gut einem Drittel seiner Länge noch im Boden befindet. Nach dem Herausdrehen sollte man das Loch allerdings wieder verschließen, damit das Erdreich und die das Loch umgebenden Pflanzen keinen Schaden nehmen. Bei der Mitnahme aus dem Wald sollten die Pilze unbedingt in einem Korb, nicht in einer Plastiktüte transportiert werden. Der Grund: In einer Plastiktüte können die Pilze nicht „atmen“ und verlieren ihre Frische und Würze oder können sogar an Bekömmlichkeit verlieren.
Wieviel ist erlaubt?
Pilze dürfen für den Eigengebrauch gesammelt werden. Allerdings gibt es Ausnahmen: So ist das Sammeln im Bereich von Naturdenkmalen, in Naturschutzgebieten und Nationalparks vollständig zu unterlassen. Einige besonders geschützte Pilzarten unterliegen zudem Sammelbeschränkungen, so zum Beispiel Steinpilz, Birkenpilz, Rotkappen und Pfifferlinge wie auch alle Morchelarten. Diese Arten dürfen laut Gesetz nur „in geringen Mengen” für den „Eigengebrauch” gesammelt werden. Die erlaubten Mengen können nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern auch zwischen den einzelnen Regionen eines einzigen Bundeslandes unterschiedlich sein. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise lässt der Kreis Euskirchen eine Höchstmenge von zwei Kilo pro Tag und Person zu, andere Regionen des Bundeslandes dagegen nur ein Kilo. Nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz darf man Pilze (und andere Waldfrüchte) im „ortsüblichen Umfang“ sammeln. Daher gilt: Am besten man erkundigt sich bei den zuständigen Kommunal- und Forstbehörden vor Ort, dann ist man auf der sicheren Seite.
Safety First
Auf Sicherheit muss man immer achten, wenn man in die Pilze geht. Viele Pilzarten sind giftig und ähneln dabei den essbaren Sorten zum Verwechseln. Die gesammelten Pilze sollte man vor dem Verzehr durch zertifizierte Pilzsachverständige überprüfen lassen. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) gibt auf ihrer Seite www.dgfm-ev.de viele Ratschläge rund um das Thema Pilze. Im Falle des Verdachts auf eine Pilzvergiftung nennt sie unter anderem folgende Hinweise: Keine Panik – Ruhe bewahren! Kein Erbrechen auslösen. Kein Salzwasser geben. Und ganz wichtig: Kontaktieren Sie Ihren regionalen Giftnotruf.