Sachsen: Staatsminister Schmidt legt Waldzustandsbericht vor

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Das Jahr 2016 war für Sachsens Wälder ein gutes Jahr“, dieses Fazit zog Umweltminister Thomas Schmidt heute (21. Dezember 2016) bei der Vorstellung des 26. Waldzustandsberichts. „Zu Beginn der Vegetationsperiode im Mai 2016 waren die Böden im Gebirge und Tiefland dank ausreichend Regen wieder aufgefüllt. Die hydrologischen Rahmenbedingungen waren damit für das Waldwachstum günstig. Die Temperaturen lagen an den sächsischen Waldklimastationen fast ein Grad über dem langjährigen klimatischen Mittelwert. Überregional sind massive Schadereignisse, wie Stürme oder massiver Borkenkäferbefall, ausgeblieben“, freut sich der Minister.

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung weisen insgesamt auf eine stabile Vitalität der sächsischen Wälder hin. Das Niveau ist seit dem Jahr 2008 weitgehend gleichbleibend. Der mittlere Nadel- und Blattverlust für alle Waldbäume hat sich im Vergleich zum Vorjahr etwas verringert. Bei der Buche hat die starke Fruchtbildung in diesem Jahr den höchsten Wert seit der Waldzustandserhebung im Jahr 1991 erreicht. Dies trägt jedoch auch wesentlich zu einem Anstieg des mittleren Blattverlustes bei.

Minister Schmidt verwies auf die Erfolge, die im Freistaat Sachsen in den vergangenen 26 Jahren bei der Waldgesundheit erreicht wurden. „Das Erzgebirge war im mitteleuropäischen Vergleich am längsten und am stärksten durch Schadstoffeinträge belastet“, so der Minister. „Die erfolgreiche Luftreinhaltepolitik, eine fachgerechte Waldpflege und die regelmäßige Bodenschutzkalkung in Sachsen haben zu dem heute wieder guten Waldzustand im Erzgebirge geführt. Das war harte Arbeit, die sich gelohnt hat.“

Wesentliche Ergebnisse der Waldzustandserhebung im Jahr 2016:
Die Waldzustandserhebung wird in Sachsen auf Basis eines 4 x 4 km – Rasters an 283 Stichprobepunkten mit 6.792 begutachteten Bäumen durchgeführt. Es wurden neben der Kronenverlichtung (Blatt-/Nadelverlust) und dem Vergilbungsgrad weitere Merkmale wie Blüte, Fruchtbildung sowie biotische und abiotische Schäden aufgenommen.

Das Jahr 2016 zählt in Sachsen mit einem mittleren Nadel- und Blattverlust der Waldbäume von 16,6% zu den Jahren mit einem günstigeren Kronenzustand. Dieser Wert gilt für alle Baumarten und -alter und liegt einen Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert (17,6%). Für jeden Baum erfolgt die Einordnung in eine der fünf Schadstufen anhand von Nadel- bzw. Blattverlust und Verfärbungen. Danach weisen im aktuellen Berichtsjahr 16% der Waldbäume eine deutliche Beeinflussung (Schadstufe 2 bis 4, 2015: 17%), 40% eine schwache Beeinflussung (Schadstufe 1, 2015: 46%) und 44% keine erkennbare Beeinflussung des Kronenzustandes (Schadstufe 0, 2015: 37%) auf.

Der mittlere Nadelverlust der Fichten liegt mit 15,9% weiterhin unter dem langjährigen Mittel von 17,1% (1991 bis 2015). Eine Veränderung zum Vorjahr hat nicht stattgefunden. Im Vergleich zu anderen Baumarten befinden sich die Nadelverluste bei der Fichte auf einem stabilen Niveau. Die relevanten Schadorganismen an der Gemeinen Fichte sind, wie auch in den Vorjahren, die Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher. Vor allem die sehr warme und trockene Witterung der Monate Juli und August des Vorjahres führte zu einer hohen Gefahr des Befalls im Jahr 2016. Während bis Juni 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zunächst auch deutlich mehr Stehendbefall registriert wurde, pendelte sich dieser bis zum Jahresende aber auf dem moderaten Niveau des Vorjahres ein.

Verglichen mit dem Vorjahreswert fiel der Nadelverlust der Kiefern in diesem Jahr um vier Prozentpunkte auf 15,0% (2015: 19,1%) und liegt damit unter dem langjährigen Mittel der gesamten Zeitreihe. Die ungünstige Witterung des Vorjahres, mit dem damit ausgelösten Trockenstress, führte im selben Jahr zu einem deutlichen Verlust älterer, photosynthetisch weniger aktiveren Nadeln. Die günstigeren Wasserhaushaltsbedingungen in diesem Jahr führten zu einer Regeneration der letztjährigen Nadelverluste. Die Massenvermehrung des Schaderregers Nonne in den nördlichen Teilen der Landkreise Görlitz und Bautzen ging im Vorjahr zu Ende.

Der deutliche Trend steigender Nadelverluste in der Gruppe der sonstigen Nadelbäume hält auch in diesem Jahr an und steigt mit 17,8% (2015: 14,9%) auf den höchsten Wert seit 1991. Der in den letzten Jahren rückläufige Befall durch die Lärchenminiermotte stieg in diesem Jahr wieder geringfügig an. Im Gegensatz dazu setzte sich der im vergangenen Jahr auffällige Befall durch die Sitkafichtenröhrenlaus in diesem Jahr nicht fort.

Im Vergleich mit den anderen Baumarten kamen die Eichen am besten mit der Trockenheit des vergangenen Jahres zurecht. Die mittleren Blattverluste lagen mit 19,6% (2015: 22,8%) deutlich unter dem langjährigen Mittel und fast zehn Prozentpunkte unter den Werten von 2013 (29,3%). Sowohl der Anteil der Eichen mit deutlichen Belaubungsdefiziten als auch der mittlere Blattverlust erreichen in diesem Jahr neue Minima der Zeitreihe. Die sehr geringen fraßbedingten Blattverluste in diesem Jahr sind ein Grund dafür. Das örtlich begrenzte Auftreten des Eichenprozessionsspinners am nördlichen Stadtrand von Dresden sowie in der angrenzenden Dresdner Heide und im Landkreis Nordsachsen wurde auch in diesem Jahr bestätigt.

Bei der Rotbuche stieg der mittlere Blattverlust um 6,5 Prozentpunkte auf 23,9% (2015: 17,4%) an und erreicht den vierthöchsten Wert in der langjährigen Zeitreihe (Maximum im Jahr 2003: 29.0%). Ein warmer Sommer wie im Jahr 2015 begünstigt die Anlage von Blütenknospen, wodurch im folgenden Jahr eine vermehrte Fruchtbildung (Mast) zu verzeichnen ist. Im Jahr 2016 wird deshalb mit über 40% starkem Fruchtbehang an den begutachteten älteren Buchen der höchste Wert seit 1991 erreicht. Die intensive Samenproduktion erklärt die Defizite in der Belaubung.

Die Gruppe der sonstigen Laubbäume wird mit einem Anteil von 52% durch die Birke dominiert. Der mittlere Blattverlust von 19,2% (2015: 19,1%) liegt auf dem Niveau der Vorjahre, jedoch immer noch leicht über dem langjährigen Mittelwert. Auch in dieser Gruppe stieg der Anteil der Bäume mit Fruchtbehang von 38% im Vorjahr auf 62% in diesem Jahr an. Das vom Eschentriebsterben verursachte Schadniveau ist nach wie vor hoch, wobei ein flächiges Absterben nicht zu beobachten ist.

Aussagen zur regionalen Ausprägung des Kronenzustandes erfolgen auf der Basis von Wuchsregionen. Diese sind definiert als Gruppen von Wuchsbezirken, in denen vergleichbare boden- und geländebedingte Standortseigenschaften vorherrschen.

Die vor allem in den oberen Lagen des Erzgebirges aufgetretenen hohen Belastungen durch atmosphärische Stoffeinträge nahmen aufgrund der restriktiven Luftreinhaltepolitik und den anhaltenden Anstrengungen bei der Sanierung der stark versauerten Waldböden (Bodenschutzkalkung) ab. In der waldreichsten Wuchsregion Sachsens wurden noch bis zum Jahr 1999 überdurchschnittlich hohe Kronenverlichtungen und/oder Verfärbungen registriert. Heute gehört das Erzgebirge zu den Regionen mit unterdurchschnittlichen Nadel- und Blattverlusten.

Die östlichen Gebirge Elbsandsteingebirge und Zittauer Gebirge, das Lausitzer Hügelland und Becken und das Vogtland weisen einen gegensätzlichen Trend auf. Zu Beginn der Zeitreihe lagen die Werte in diesen Regionen unter dem sächsischen Durchschnitt. Seit dem Trockenjahr 2003 lagen die Werte dagegen vermehrt über dem Durchschnitt. Die Regionen Elbsandsteingebirge und Zittauer Gebirge wies im Vergleich zu anderen Regionen Sachsens wie in den vergangenen Jahren die höchsten Nadel- und Blattverluste auf

Das Mittelsächsische Lößhügelland und Erzgebirgsvorland sowie das Westliche und Östliche Tiefland lassen keinen eindeutigen Trend erkennen. Zeitlich versetzt wechseln sich Phasen hoher und niedriger Nadel- und Blattverluste ab. Seit dem Rückgang der Immissionsbelastungen in den frühen 90er Jahren wechseln sich biotische Einflussfaktoren (Insekten- und Pilzbefall) und ungünstige Witterungsperioden (Trockenheit) als vorherrschende Ursachen der Stressbelastung ab.

Im westlichen Tiefland ging die Trockenheit des Sommers des Jahres 2015 mit dem höchsten Durchschnittswert (Nadel-/Blattverlust von 21,3%) aller Wuchsregionen einher. Die in dieser Region überwiegend anzutreffenden Kiefern und Eichen erweisen sich jedoch gegenüber dem Wassermangel vergleichsweise tolerant. Die bessere Wasserversorgung des Jahres 2016 führte hier zu deutlichen Verbesserungen des Kronenzustandes. Demgegenüber wachsen in den anderen von der Trockenheit stark betroffenen Regionen (Elbsandsteingebirge und Zittauer Gebirge, Lausitzer Hügelland und Becken, Vogtland) überwiegend Fichten und Buchen. Diese können sich nicht in diesem Maße erholen, sodass Folgeschäden hier weiterhin viel wahrscheinlicher sind.

Die deutlichen Niederschlagsdefizite der Vorjahre konnten erst ab Oktober 2015 durch überdurchschnittlich hohe Niederschläge wieder ausgeglichen werden. Zu Beginn der Vegetationsperiode im Mai 2016 waren deswegen die Bodenwasserspeicher auf den gut drainierten Gesteinsböden im Gebirge, wie auch auf den Sandböden im Tiefland, wieder aufgefüllt. Der Erfassung des Waldzustandes im Juli 2016 ging aus hydrologischer Sicht ein ausgesprochen durchschnittliches Jahr voraus. Die monatlichen Temperaturen lagen nach Messungen des Staatsbetriebes Sachsenforst um 0,8 Grad über dem langjährigen klimatischen Mittelwert.