Schloss Ippenburg: „Auf den Spuren von Sophie Charlotte“

von

in

Vor 350 Jahren wurde Sophie Charlotte auf Schloß Iburg geboren – Schloß Ippenburg zeigt ihr zu Ehren die Porträtausstellung "Auf den Spuren von Sophie Charlotte". Man könnte glauben, es handele sich um einen Druckfehler, als habe der Fehlerteufel hier einfach vier Buchstaben hineingeschmuggelt! Dem ist nicht so, es handelt sich bei dem Ausstellungsort tatsächlich um Schloß Ippenburg. Aber warum wird diese Ausstellung auf Ippenburg gezeigt und nicht auf Schloß Iburg, zumal dort doch in diesem Jahr die Niedersächsische Landesgartenschau stattfindet und das Maskottchen den Namen Rosalotte trägt, eine Verbindung der Worte Charlotte und Rose?

Ganz einfach, weil Schloß Ippenburg über eine erstaunliche Menge an herausragenden Porträts der Häuser Hannover und Preußen aus der Zeit Sophie Charlottes und darüber hinaus verfügt. Allein 30 Ölbilder und unzählige Stiche zeigen die enge Verbindung der Familie von dem Bussche – Ippenburg mit Hannover und Preußen Ende des 17. bis Anfang des 18. Jahrhunderts und darüber hinaus. Und da die Gärten von Schloß Ippenburg Anfang Juni im Zeichen der Rose stehen, passt es noch doppelt gut.

Es ist ein Gruß an Schloß Iburg, Geburtsort von Sophie Charlotte, Tochter des ehrgeizigen Herzogs von Hannover und der stolzen Sophie, Enkelin von Jakob I. von England, deren königliches Blut dazu führte, dass Sohn Georg Ludwig später König Georg I. von England wurde. Und es ist eine Hommage an Sophie Charlotte, die erste preußische Königin, eine außergewöhnliche Frau, die gemeinsam mit ihrem Mann König Friedrich I. in Preußen das legendäre "Spree-Athen" erschuf und den Berliner Hof zu einer europäischen Metropole machte, an dem Künstler, Musiker, Wissenschaftler und Philosophen aus ganz Europa zusammentrafen.

Die Geschichte, die sich hinter der engen Verbindung des Hauses Ippenburg mit Sophie Charlotte, der ersten Königin in Preußen verbirgt, ist Teil der Ausstellung, die während des großen Sommerfestivals vom 31. Mai bis zum 3. Juni eröffnet wird und an einigen Sonntagen im Juni und Juli, sowie auch zum Herbstfestival besichtigt werden kann. Die Familie von dem Bussche zählte im 17. Jahrhundert zu den bedeutendsten Adelsfamilien des Fürstentums Osnabrück.

Die drei Brüder Albrecht Philip, Clamor und Johann von dem Bussche, die in der letzten Hälfte des 30jährigen Krieges geboren wurden, erhielten von ihren Eltern eine protestantisch humanistische Erziehung und studierten an den führenden Universitäten Rostock und Utrecht. Nach dem Studium machten Clamor und Albrecht-Philip die "Grand Tour", die Bildungsreise nach Venedig, Paris etc, wie es damals für Söhne aus adeligem Hause gerade in Mode kam, während Johann sich für eine Karriere beim Militär entschied. Clamor ging, nachdem er einige Jahre beim Kurfürsten von der Pfalz, Sophie Charlottes Onkel gedient hatte, zum Großen Kurfürsten an den Brandenburger Hof, wo er bis zum Geheimen Rat und Minister aufstieg, als Gesandter in schwierigen diplomatischen Diensten für den Großen Kurfürsten aber auch für dessen Sohn König Friedrich I. in Preußen im Einsatz war und als Drost von Ravensberg das uneingeschränkte Vertrauen seiner Dienstherren genoss.

Albrecht Philip ging an den Hof von Ernst August von Hannover, wurde Erzieher der ältesten Söhne Georg Ludwig, späterer König Georg I. von England, und August Friedrich. Anschließend ging er als hannoverscher Gesandter nach Wien und wurde, als Ernst August am hannoverschen Hof residierte und später die Kurfürstenwürde errang, erster Geheimer Rat und Minister. Er war ein enger Vertrauter von Sophie Charlottes Mutter, Sophie von der Pfalz und pflegte einen regen Briefwechsel mit Leibniz. Er blieb, nachdem er die Ehe mit Georg Ludwigs Mätresse Marie von Meysenbug abgelehnt hatte, zeitlebens unverheiratet, trat das Erbe von Ippenburg an seinen jüngeren Bruder Clamor ab und starb im Alter von 50 Jahren. Sein Lebensmotto lautete "Hode aliquid, cras nihil" – heute nutzt es, morgen wird es zu nichts mehr nutze sein.

Johann, der jüngste Bruder wurde zunächst Hofbeamter bei Ernst August. Nachdem er in die Ehe mit Georg Ludwigs Mätresse Marie von Meysenbug, der Schwester von Ernst Augusts Mätresse, der sogenannten " bösen Platen" eingewilligt hatte, wurde er Chef von Ernst Augusts Leibgarde. Er kämpfte an allen Fronten der zahlreichen Kriege, die Ernst August auf seinem Weg zur Kurfürstenwürde führte, und fiel 1693 in der Schlacht bei Landen/Neerwinden. Der älteste Sohn der Marie von Meysenbug, Ernst August Philip von dem Bussche erhielt eine höfische Erziehung, ging 17jährig an den Hof von St.Cloud, wo die berühmte Liselotte von der Pfalz, Frau des Bruders von Ludwig XIV. seine Schönheit lobte, und heiratete kaum 20jährig die älteste Tochter von Georg I. und seiner zweiten Mätresse Melusine von der Schulenburg, mit Namen Anna Luise von der Schulenburg. Sie war eine wilde, lebenstolle Person, deren unzählige Affären dazu führten, dass die Ehe schon früh zerbrach und nach 15 Jahren geschieden wurde. Die Schwester von Ernst August Philip von dem Bussche, Friederike Charlotte, heiratete Johann F.D. von Wendt. Dieser Ehe entsprang die schöne Amalie von Wendt, verheiratete von Wallmoden, die als Lady Yarmouth, die Mätresse Georgs II. wurde.

Die Bildersammlungen und Bücher der Brüder Albrecht Philip und Clamor und besonders der Nachlass von Ernst August Philip führten zu dem umfangreichen Bilderschatz, der am 31. Mai in Ippenburg erstmalig öffentlich gezeigt wird. Neben Porträts der Königinmutter, Sophie von der Pfalz, zwei großen Königsporträts von Georg I. und Georg II., deren Mätressen und Gemahlinnen, sowie deren Kinder, zeigt die Ausstellung Porträts von Liselotte von der Pfalz, von Sophie Charlotte und König Friedrich I. in Preußen, deren Sohn Friedrich Wilhelm I, der als "Soldatenkönig" in die Geschichte einging, und von ihrem Enkel, Friedrich II., genannt Friedrich der Große, sowie drei seiner Schwestern. Die Ausstellung erstreckt sich auf 5 Räume im historischen Obergeschoß von Schloß Ippenburg, und bietet eine einmalige Chance, diese Räume zu besichtigen, die in der Regel nicht für Besucher geöffnet sind. Leider ist im Schloss kein Aufzug vorhanden. (Schloss Ippenburg)