Üppige Beete mit knackigem Gemüse, süßen Früchten und den herrlichsten Sommerblumen – ein Küchengarten verkörpert den puren Genuss. Zwischen Bio-Welle und nostalgischer Landlust entdecken immer mehr Gartenliebhaber den Küchengarten und interpretieren ihn neu. Früher diente er in barocken Schlössern zur reichhaltigen kulinarischen Verköstigung des Hofes, in Klöstern war er obligatorisch und wurde wie auch der einfache Bauerngarten zur Selbstversorgung genutzt. „Der Küchengarten des 21. Jahrhunderts ist nicht mehr nützliche Last, sondern experimentierfreudige Lust. Früher kam das auf den Teller, was am besten wuchs. Heute wird das angebaut, was auf den Teller soll“, erklärt Viktoria von dem Bussche. Die autodidaktische Gärtnerin hat auf Schloss Ippenburg in Bad Essen im Osnabrücker Land den größten und vielfältigsten Küchengarten Deutschlands angelegt und sich damit einen lang gehegten Traum erfüllt.
Schönheit und Nutzen
Sich an den „alten Meistern“ der Küchengärten zu orientieren, kann nicht schaden. Denn schon sie wussten, dass Gemüse und Obst nicht nur nützlich, sondern auch schön sind. Schon vor Jahrhunderten pflanzten die Schlossgärtner daher auch im repräsentativen Teil der Lustgärten Gemüse an. Die weitverbreitete Meinung, es gebe einerseits reine Nutzpflanzen, wie Obst und Gemüse, und andererseits Zierpflanzen, erscheint zwar im ersten Moment plausibel, unterschätzt jedoch die Ästhetik von rankenden Bohnen, heranreifenden Beeren oder das Form- und Farbspektrum von Kohlköpfen. Was die neuen Küchengärten von ihren Vorgängern unterscheidet, ist jedoch die viel größere Sortenvielfalt, die den heutigen Gärtnern zur Verfügung steht. Außerdem bedienen sie sich modernem Pflanzenwissen. Schlossherrin von dem Bussche hat ihren Küchengarten nach den Prinzipien der Mischkultur der legendären Biogärtnerin Marie Luise Kreuter angelegt. „Bei einem Gemüsebeet ist es wie bei uns Menschen: nicht alle Pflanzen vertragen sich gut miteinander. Deshalb ist es wichtig, auf die richtige Mischung zu achten.“ So gedeihen die Pflanzen auch ohne Pestizide, „Wir wollen sie schließlich essen“.
Der Küchengarten auf Schloss Ippenburg
Im besten Sinne zeitgemäß, das Alte mit dem Neuen verbindend – so sollte ein moderner Küchengarten gestaltet sein. Auf Schloss Ippenburg findet man den Küchengarten umgeben von hohen Bruchsteinmauern aus dem frühen 15. Jahrhundert. Die Beete sind in ein Raster von sechs Meter breiten und über 20 Meter langen Feldern eingeteilt. Auf über 5.000 Quadratmetern wachsen Gemüse, Obstpflanzen und Blumen. Allein 15 Kartoffelsorten reifen hier zwischen farbenfrohen Ringelblumen, Tagetes, Kümmel, Minze und Kapuzinerkresse. In diesem Jahr kam ein großer Beerengarten hinzu, in dem fast 100 Beerensträucher gepflanzt wurden, und auf über 300 Metern Länge wachsen Erdbeeren – darunter köstliche Wald- und Monatserdbeeren – alles aus dem Sortiment der Schweizer Obstbaumschule Lubera. „Für mich ist der Küchengarten aber noch viel mehr als ein Ort, an dem wir Obst und Gemüse anbauen. Seine Vielfalt, Sinnlichkeit und Schönheit wecken in mir Kindheitserinnerungen, Träume und längst verloren geglaubte Bilder zu neuem Leben.“
Durch die Beete streifen
Den kulinarischen Wert dieser einzigartigen und stetig wachsenden Vielfalt des Ippenburger Küchengartens schätzt auch Dreisternekoch Thomas Bühner vom Osnabrücker Restaurant „La Vie“. Er streift frühmorgens mit seiner Kochbrigade durch die Beete und erntet Gemüse, Kräuter und Blüten für seine edlen Kreationen. Wer sich selbst auf Entdeckungsreise durch den Ippenburger Küchengarten begeben will, sollte das Festival „Gartenlust und Landvergnügen“ vom 3. bis 6. Juli 2014 besuchen. Die privaten Gärten sind nämlich nur an den Festivalterminen geöffnet. Unter www.ippenburg.de sind weitere Informationen rund um die Gärten und alle Festivaltermine auf Schloss Ippenburg zu finden. (IPP)
3.-6. Juli 2014: „Gartenlust und Landvergnügen"
Schloss Ippenburg, Schloßstr. 1, 49152 Bad Essen
Öffnungszeiten: 11-19 Uhr an den Festivaltagen
Tagesticket: 15 Euro, Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt.www.ippenburg.de