Schweiz: Weltenbummler in Wohnungsnot – mehr Natur im Siedlungsraum nötig

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Einst verehrt, dann verfolgt
In der Antike wurde der Haussperling verehrt, dann änderte sich sein Ruf und er wurde als Schädling im Getreidebau angesehen. Dies gipfelte in China unter Mao Tse-tung darin, dass auf seinen Befehl hin annähernd 2 Milliarden Sperlinge getötet wurden, was eine Insektenplage zur Folge hatte. Diesem schlechten Ruf konnte sich der Hausspatz zum Glück vielerorts wieder entledigen, da er erwiesenermaßen ein guter und vor allem biologischer „Schädlingsvernichter“ ist. Die Bezeichnung "ein herziges Spätzli" zeigt aber auch die Verbundenheit der Menschen mit dem Hausspatz.

Weltenbummler
Ursprünglich in Asien und dem Mittelmeerraum beheimatet, ist der Haussperling heute bis auf wenige Ausnahmen auf der ganzen Welt anzutreffen. Er folgte dem Menschen auf seinen Reisen oder wurde absichtlich auf anderen Kontinenten eingebürgert. Als eigentlich anpassungsfähiger Kulturfolger ist er überall dort anzutreffen, wo er Nist- und Nahrungsmöglichkeiten vorfindet, so in Dörfern, Vorstadtbezirken, Gartenstädten oder Stadtzentren mit großen Parkanlagen.

Ein großer Latz imponiert
In unseren Breitengraden ist der Haussperling praktisch ein reiner Höhlenbrüter. Er nistet oft kolonieweise in Nischen und Höhlen an Gebäuden, in Nestern von Schwalben oder in Nistkästen. Die Männchen werben intensiv um die Weibchen. Am meisten Erfolg haben dabei die Männchen mit dem größten schwarzen Brustlatz.

Wohnungsnot beim Haussperling
Die moderne Bauweise bietet für den Spatz leider kaum noch geeignete Nistplätze. Bei Renovationen von alten Häusern werden Nischen oft verschlossen. Der Haussperling gerät damit zunehmend in Wohnungsnot. Zudem bietet die Außenraumgestaltung mit immer mehr versiegelten Flächen und vielen exotischen Pflanzen deutlich weniger Nahrung in Form von Insekten und Sämereien. Dies führt dazu, dass die Bestände des Haussperlings in vielen europäischen Ländern abnehmen. In England musste die Art sogar in die Rote Liste der gefährdeten Vogelarten aufgenommen werden. In der Schweiz sind die Bestände gebietsweise seit 1980 um 20 bis 40% zurückgegangen.

Botschafter für mehr Natur im Siedlungsraum
Mit einfachen Maßnahmen kann dem Hausspatz geholfen werden. Wichtig ist es, bei Renovationen die Einschlupflöcher und Brutnischen zu erhalten oder durch Nisthilfen zu ersetzen. Auch an neuen Gebäuden können Nistmöglichkeiten integriert werden. Begrünte Wände dienen als Nist- und Schlafplätze. Mit Blumenwiesen, einheimischen Büschen und Sträuchern kann das Nahrungsangebot in Form von Sämereien und Insekten in Gärten und öffentlichen Räumen wieder erhöht werden. Von diesen Maßnahmen profitiert nicht nur der Haussperling, sondern allgemein die Biodiversität im Siedlungsraum, was auch zu einer verbesserten Lebensqualität des Menschen führt.