Steinobst aus südlichen Ländern sieht toll aus – doch der erste Biss in Pfirsich, Nektarine oder Aprikose von dort ist oftmals eine herbe Enttäuschung. Denn damit die Früchte den langen Transportweg unbeschadet überstehen, werden sie unreif geerntet. Wer das volle Aroma saftiger Früchte genießen möchte, sollte nach voll ausgereiften Früchten aus Deutschland Ausschau halten. Die Obstbauern bieten selbst angebaute Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen derzeit unter anderem in ihren Hofläden und auf Wochenmärkten an.
Volles Aroma braucht Zeit
Ob in Sachsen-Anhalt, in der Pfalz oder am Bodensee – im ganzen Land gibt es experimentierfreudige Obstbauern, die neben Kirschen und Äpfeln auch weniger verbreitete Früchte ernten. Aprikosen, Nektarinen und Pfirsiche aus Deutschland dürfen am Baum ihr volles Aroma entwickeln, da sie frisch geerntet innerhalb weniger Stunden bereits beim Kunden sind. Importierte Früchte hingegen werden in der Regel noch im harten Zustand vom Baum genommen, damit sie den Transport unbeschadet überstehen. Solche Früchte reifen aber nicht vollkommen nach, und das typische Aroma ist weniger intensiv. Heimische Pfirsiche und Nektarinen können von Mitte Juli bis Anfang September gepflückt werden. Die Reifezeit von Aprikosen reicht von Mitte Juni bis Anfang August.
Ergänzung zu Äpfeln und Kirschen
Für eine möglichst lange Verkaufsdauer pflanzen Obstbauern gleich mehrere Sorten in ihren Plantagen, die nacheinander reif werden. Denn es gibt eine Vielzahl an Züchtungen, die mit dem deutschen Klima bestens zurechtkommen. Bereits seit dem 19. Jahrhundert werden Pfirsiche und Aprikosen in Deutschland angebaut. Diese Tradition wird auch im Obstbaubetrieb von Bettina und Georg Arnold fortgesetzt. Seit 17 Jahren bauen sie Pfirsiche an, vor fünf Jahren kamen Aprikosen dazu. Sie ergänzen damit ihre große Auswahl an Obst aus eigener Produktion, das sie unter anderem auf dem Wochenmarkt verkaufen. Dabei lassen die samtigen Früchte vom Bodensee Neukunden immer wieder staunen. „Viele wissen nicht, dass Pfirsiche, Nektarinen und Aprikosen hierzulande ebenso gut anzubauen sind wie Kirschen“, erklärt Bettina Arnold.
Viel Handarbeit erforderlich
Von allein gelingt der Anbau allerdings nicht, und es steckt zudem viel Arbeit in einem erfolgreichen Anbau. Die Bäume benötigen besondere Pflege, damit viele saftige und aromatische Früchte geerntet werden können. Die Früchte werden dafür per Hand erst ausgedünnt und später einzeln gepflückt. Aprikosenblüten sind zudem sehr frostempfindlich, und der Ernteerfolg wechselt deshalb von Jahr zu Jahr. Die Bäume werden bei zu viel Regen sehr schnell von Krankheiten befallen. Deshalb schützen Obstbauern sie mit einem Regendach oder pflanzen sie in einen Folientunnel. Die Mühe lohnt sich: Das Aroma von reif geernteten Früchten ist unvergleichlich. (GMH)