Gartenpflanzen gibt es reichlich, aber welche machen sowohl Mensch als auch Tier glücklich? Und warum ist es überhaupt wichtig, bei der Gartengestaltung auf insekten- und tierfreundliche Pflanzen zu achten?
Empfindliche Symbiose
Viele vermeintlich einfache Pflanzen fristen ein Schattendasein neben ihren kultivierten Verwandten und werden trotz ihrer enormen Bedeutung für die Biodiversität und den Schutz von Ökosystemen unterschätzt. Wirklich schade, denn es lohnt, sich mit ihnen zu beschäftigen. Schließlich ist das enge Zusammenspiel zwischen Pflanzen, Vögeln, Säugetieren und Insekten essenziell für die Funktion der Ökosysteme – auch Gärten spielen hier eine wichtige Rolle.
Vielfalt ist die Lebensgrundlage aller Lebewesen
Insekten sind die Nahrung für andere Tiere wie Vögel, sie bestäuben Pflanzen und tragen durch die Verwertung von Pflanzenresten zur Remineralisierung der Böden bei. Seit Jahrzehnten jedoch schwinden ihre Lebensräume in der freien Landschaft: Seit Jahren beklagen Naturschützerinnen und -schützer den Rückgang von Wildpflanzen, Insektenbeständen und anderen freilebenden Tierarten. Längst stellt der Verlust biologischer Vielfalt als eine Folge des Klimawandels eine Herausforderung dar, die alle Menschen betrifft.
Die richtige Planung ist entscheidend
Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner können bei der Gestaltung eines Gartens helfen, der sowohl artenreich ist als auch persönlichen Vorlieben und besonderen Standortbedingungen gerecht wird. Die Auswahl von standortangepassten Gartenpflanzen überzeugt schon wegen ihrer höheren Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Außerdem können sie zukünftigen Extremwetterbedingungen besser standhalten.
Achim Kluge vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) betont darüber hinaus die Bedeutung einer abwechslungsreichen Pflanzenwahl für die Qualität des Gartens als Lebensraum für Tiere – und Menschen: „Wir raten unbedingt zur Vielfalt. Dann gibt es vom Frühjahr bis in den Herbst Nahrung sowie Nistmöglichkeiten für Insekten und andere Gartenbewohner. Außerdem wird das Grundstück auf diese Weise für die Menschen zu einem Naturerfahrungsraum mit viel Abwechslung!"
Reiches Nahrungsangebot
Bei guter Planung bietet der Garten ein fast ganzjähriges Buffet für tierische Mitbewohner. Blumenzwiebeln und Knollengewächse wie Schneeglöckchen (Galanthus), Krokusse, Narzissen oder Traubenhyazinthen (Muscari) bieten Hummeln und Wildbienen schon früh Pollen und Nektar. Dann folgen die ersten nahrhaften Blüten bei Gehölzen und Stauden, deren Früchte und Samen zudem im Sommer und Herbst wertvolles Futter bieten. Achim Kluge: „Wenn möglich, kann man auch einen Teil der Rasenfläche zu einer Blumenwiese umgestalten. Darin stecken viele Vorteile für Mensch und Tier: Dort blüht und summt es den ganzen Sommer über, man muss nicht mähen und die Blumenwiese verträgt langanhaltende Hitze und Trockenheit sehr gut."
Hecken sind eine schöne Ergänzung zu den fröhlichen Blumenwiesen: Sie bestechen mit ansprechendem Laub und bieten Sichtschutz sowie viele weitere gestalterische Möglichkeiten. Für einen tierfreundlichen Garten sind vor allem Hecken aus Wildsträuchern zu empfehlen, denn sie dienen als Nahrungsquelle und Schutzplatz. Die Vogel- und Insektenwelt mag zum Beispiel besonders gern Schneeball (Viburnum), Weißdorn (Crataegus), Holunder (Sambucus) oder Pfaffenhütchen (Euonymus). Viele Wildgehölze bieten übrigens auch Früchte, die sich zu Marmelade verarbeiten lassen. Achim Kluge vom BGL: „Wichtig ist, dass die Gehölze genügend Platz bekommen."
Kräuter für Mensch und Tier
Lavendel (Lavandula), Oregano (Origanum) oder Thymian (Thymus) sind bei Gartenbesitzerinnen und -besitzern als duftende, wohlschmeckende Kräuter beliebt, aber auch pollensammelnde Insekten fliegen im wahrsten Sinne auf diese und weitere Duftpflanzen und Wildkräuter. Die Große Brennnessel (Urtica dioica), Heilpflanze des Jahres 2022, wird zum Beispiel von mehr als 30 heimischen Falterarten, wie dem Kleinen Fuchs oder Admiral, als Futterpflanze für ihre Raupen genutzt. Die Liste kann mit vielen weiteren Namen fortgeführt werden, bei denen manche allein durch ihre Nennung den Appetit anregen – bei Mensch und Tier: Salbei (Salvia), Rosmarin (Rosmarinus), Zitronenmelisse (Melissa), Ysop (Hyssopus), Bergbohnenkraut (Satureja), Borretsch (Borago), Liebstöckel (Levisticum) … Sie alle erfreuen sich im Kräuterbeet oder in der Kräuterspirale großer Beliebtheit und sind als selbst geerntete Zugabe zu mancher Mahlzeit eine echte Bereicherung. (BGL)