Zahl der Woche: Etwa 10 einzigartige Tier- und Pflanzenarten gibt es in Nordrhein-Westfalen. Zu den Endemiten zählen etwa ein Höhlenkäfer und ein spezialisiertes Veilchen.
Eigentlich war er auf dem Weg nach Peru. Doch der spanische Geistliche Tomás de Berlanga und die Mannschaft seines Schiffes hatte nicht mit solchen schwachen Winden gerechnet. So trieb das Schiff allein durch die Meeresströmung auf eine Inselgruppe zu, die bisher noch kein Europäer zuvor entdeckt hatte – die heute bekannt sind als Galápagos-Inseln.
Am 10. März 1535 betrat der Bischof von Panama die Inselgruppe und staunte über eine Tierwelt, die so ganz anders aussah, als er sie aus Europa oder Reisebüchern gelesen hatte. Später kamen viele Forscherinnen und Forscher auf die Galapagos-Inseln, um die einzigartige Natur zu erforschen. Charles Darwin beobachtete hier, dass die Finken auf jeder Insel etwas anders aussehen. Mittlerweile wurden die Insel wegen ihrer einmaligen Tier- und Pflanzenwelt zum UNESCO-Welterbe erklärt, auch wegen der Vielzahl von Endemiten.
Endemiten sind Tier- und Pflanzenarten, die nur in einem eng umgrenzten Gebiet oder in einer bestimmten Region vorkommen. Gerade Inseln, wie etwa die Kanaren, Falklands, das Korallen-Dreieck in Indonesien oder eben die Galapagos, sind besonders geeignet, um eigenständige Arten hervorzubringen und erhalten zu können. So gibt es das Zwergfaultier nur auf einer Insel vor Panama, den Insel-Graufuchs nur auf den kalifornischen Kanalinseln, den Kiwi nur auf Neuseeland oder die Darwinfinken und die Riesenschildkröten nur auf den Galapagosinseln.
Weltweit sind derzeit etwa 1,8 Millionen Arten (Tiere, Pflanzen und Pilze) beschrieben. Davon sind in Deutschland etwa 71.500 Arten nachgewiesen. Aber auch in Deutschland gibt es die seltenen und schützenswerten Endemiten. Das "kleine" Nordrhein-Westfalen ist bio-geographisch so wenig isoliert, das seine Fläche nur über ganz wenige echte Endemiten verfügt. Oft beschränkt sich der Endemit-Charakter nicht einmal auf Arten, sondern nur auf Unterarten. Insgesamt gelten in NRW 10 Arten als Endemiten. Beispiel dafür ist das in Westfalen an einer einzigen Stelle, nämlich im bei Lichtenau-Blankenrode gelegenen NSG "Bleikuhlen" vorkommende Galmei-Veilchen (Viola guestphalica.) Weitere Arten wären Husmanns Brunnenschnecke (Bythiospeum husmanni) und Sokolowskis Höhlenkäfer (Choleva septentrionis sokolowskii n. ssp), der in einer Höhle im Teutoburger Wald als Unterart beschrieben wurde. Auch das Westfälische Habichtskraut und weitere 6 Brombeer-Arten gelten als Endemiten in Nordrhein-Westfalen.
Der Höhlenkäfer wurde in den 20er Jahren auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen als "Segeberger Höhlenkäfers" entdeckt. In den Jahren danach gelang es, eine weitere derartige Höhlenpopulation ca. 300 km südsüdwestlich von Segeberg bei Horn-Bad Meinberg im Teutoburger Wald aufzufinden und näher zu untersuchen.
"Mehr als 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten und rund 70 verschiedene Lebensräume bilden die Grundlage für den Artenreichtum in Nordrhein-Westfalen", sagte Minister Oliver Krischer. "Auch, wenn wir durch eine ambitionierte Naturschutzpolitik auch sehr erfolgreiche Artenschutz-Projekte und Maßnahmen vorweisen, darf das aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Verlust an biologischer Vielfalt trotzdem weitergeht – und teilweise mit ungebremster Geschwindigkeit." (Umwelt NRW)