Seit 1959 richten die Vereinten Nationen (UNO) jedes Jahr den Fokus auf ein entwicklungspolitisches Thema. Am 5. Dezember 2014 begann das "Internationale Jahr des Bodens 2015" und löste das "Internationale Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe 2014" ab. Diese Wahl folgt einer gewissen Kontinuität, sagte José Graziano da Silva, Präsident der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO). Denn oft wird vergessen, dass der Boden eine unserer wichtigsten Ressourcen ist und die Lebensgrundlage für kleinbäuerliche Familienbetriebe bildet.
33% der Böden bereits verloren
Das Bevölkerungswachstum, Klimawandel und ein nachlässiger Umgang hinterlassen ihre Spuren im Boden. Die Folge: Ein Drittel der globalen Böden ist nach Angaben der FAO bereits degradiert. Die Ausbreitung der Wüste, die Versalzung, Erosion oder Versäuerung der Böden, die Bodenverarmung, -verhärtung und Flächenversiegelung sowie kontaminierte Böden führen dies vor Augen.
Der Verlust von Böden hat gravierende Auswirkungen auf unsere Lebensmittelproduktion und das Ökosystem. So findet sich ein Viertel der Biodiversität in unserer Erde. Diese unterirdischen Organismen liefern uns Nahrung, Biomasse (Energie), Erdwärme oder Mineralien. Ebenfalls lebenswichtig ist seine Rolle als Wasserspeicher und -filter. Und als CO2-Speicher hält ein Schweizer Waldboden 7,5 Mal mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre.
Diese Funktionen sind besonders in Regionen, die vom Klimawandel betroffen sind, wichtig. Denn ein gesunder Boden kann die Katastrophenanfälligkeit der Gemeinschaften mindern und Dürren, Überschwemmungen oder Hungersnöten vorbeugen.
Besseres Bodenmanagement ist gefragt
"Die Ressource Boden wird immer noch als zweitrangig angesehen", so die Global Soil Partnership. Das Internationale Jahr des Bodens 2015 soll das ändern. Weiterbildungen zum Bodenmanagement, Forschungsprojekte, sowie Informations- und Awareness-Kampagnen sind geplant. Der Boden soll in der öffentlichen Debatte und bei globalen Verhandlungen thematisiert werden. Denn auch hier gilt: "Eine Investition in vorbeugende Massnahmen ist viel effektiver und günstiger als eine Restaurierung zerstörter Böden", so FAO-Präsident da Silva.
Auch die Schweiz ist mit dabei
Bodendegradierung ist nicht nur in entfernten Ländern ein Problem. Das Bundesamt für Umwelt nennt den Boden die "knappste nicht erneuerbare Ressource der Schweiz". Der Verlust von Boden ist besonders in der Landwirtschaft spürbar. Durch die Verstädterung und die Ausbreitung des Waldes gehe jede Sekunde fast ein Quadratmeter landwirtschaftlicher Fläche verloren, schreibt der Schweizer Bauernverband. Die Schweiz beteiligt sich aktiv am "Internationalen Jahr des Bodens". Das Netzwerk Boden vereint Akteure aus Verbänden, NGOs, Forschung und Verwaltung.