Wie kommt das Aroma in die Erdbeere?

von

in

In der Remise des Blühenden Barock in Ludwigsburg feierte die Gärtnerei Hummel im Juni 2017 ihr 70jähriges Bestehen mit einem Erdbeertag. Kooperationspartner Hummi Beerenpflanzen und Helix Pflanzen luden ein, um dem guten Geschmack der Erdbeeren auf den Grund zu gehen.

Begonnen hat alles 1947 in Stuttgart Weilimdorf. Gärtnermeister Reinhold Hummel gründete eine Gärtnerei und begann mit dem Anbau seiner Lieblingsfrüchte. In den 1950er Jahren gelang ihm etwas ganz besonderes, die Züchtung einer echten Klettererdbeere – ein riesiger Erfolg. Es folgten viele weitere bekannte Sorten. Das gesamte Sortiment umfasst heute rund 20 Erdbeersorten für den Garten, die Terrasse oder den Balkon und wird stetig erneuert und erweitert. Seit 2016 arbeitet die Gärtnerei Hummel in Partnerschaft mit Helix-Pflanzen, die die Jungpflanzen der Erdbeeren bis zur Verkaufsreife kultivieren und sich um den Vertrieb kümmern.

Geschmack vs. Transportfähigkeit
Beim Erdbeertag in Ludwigsburg wurde die Frage gestellt: „Wie kommt das Aroma in die Früchte?" In einem sehr anschaulichen Vortrag erläuterte der Chemiker Dr. Detlef Ulrich vom Julius Kühn-Institut in Quedlinburg, den Unterschied zwischen künstlich erzeugten Aromastoffen und dem natürlich durch Auslese und Kreuzung entstandenem echtem Aroma. Außerdem machte er deutlich, welche Konsequenzen auf den Geschmack die professionelle Produktion und die Vermarktung von Erdbeeren haben. Denn bei „Hochleistungssorten", die speziell für den Verkauf im Lebensmitteleinzelhandel angebaut werden, sind Faktoren wie Haltbarkeit, Lager- und Transportfähigkeit sowie Größe und Beschaffenheit der Früchte wichtigste Auswahlkriterien, denen in der Zucht der Geschmack oft zum Opfer gefallen ist. Pro Jahr werden in Deutschland etwa 150.000 t Erdbeeren für den hiesigen Markt erzeugt. Die Schlüsselkriterien ihrer Zucht sind Ertrag, Haltbarkeit und Aussehen.

„Die Hummi-Erdbeeren sind für den Erwerbsanbau überhaupt nicht geeignet", erklärt Lothar Schatz, Geschäftsführer des Stuttgarter Traditionsunternehmens. „Sie sind zu saftig, zu unterschiedlich in der Größe, aber vor allem nicht lange transportfähig – aber sie haben dafür einen ganz wunderbaren, aromatischen Erdbeergeschmack. Für den Hausgarten, aber auch für die Balkon- und Terrassengärtner von heute, sind unsere Sorten ideal." Die geschmacksintensiven Erdbeeren hören auf Namen wie Hummi® Praline, Herzle, Waldfee, Aroma-Auslese oder Gento. Seit 2017 ist die Sorte Hummi® Neue Mieze neu auf dem Markt. Es ist eine einmaltragende Beere mit typisch dunkelroten Früchten und geht auf die bekannte Nostalgiesorte Mieze Schindler zurück, die heute 90 Jahre alt ist. Ganze zwölf Jahre hat es gedauert, diese neue, wohlschmeckende Sorte zu entwickeln, in deren Genetik rund 6.000 Sämlinge stecken. Eine Mieze Schindler besitzt fast 1.000 Aromastoffe, eine Hochleistungssorte aus dem Handel weniger als 400.

Nachtisch des Erdbeertages war nach reichlich Theorie und faszinierender Geschichte die praktische Verkostung. Frisch geerntet konnten sich die Teilnehmer der Veranstaltung von den unterschiedlichen Geschmäckern der süßen „Beetschwestern" überzeugen. Die Gebrauchsanweisung für den Genuss kam von Dr. Ulrich: „Erst anschauen, dann riechen, abbeißen, die Saftigkeit und die Farbe genießen, die Süße und die Säure schmecken, Serviette suchen …" (Quelle: Helix)