Wie Wicken und Platterbsen wertvollen Ackerboden retten können

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Die Universität Kassel hat in einem internationalen Projekt Methoden entwickelt, um in verschiedensten Klimazonen kostbares Ackerland zu bewahren. Schon der geschickte Anbau bestimmter Feldfrüchte kann helfen, Ernten in Europa, Afrika und auf anderen Kontinenten dauerhaft zu sichern.

Immer weniger Ackerland muss weltweit immer mehr Menschen ernähren. Der Mensch geht fahrlässig mit dem Boden um: Nach Angaben der Welthungerhilfe gehen durch Erosion, Versalzung, Austrocknung oder Versiegelung jährlich zwischen fünf und sieben Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren. Unter Leitung von Prof. Dr. Maria Finckh, Agrarwissenschaftlerin der Universität Kassel, hat eine internationale Forschungsgruppe Methoden entwickelt, um Ackerland vor Auslaugen und Erosion zu schützen – schonend und naturnah.

Im Ergebnis kann schon der Anbau von Zwischenfrüchten viel zum Erhalt von Ackerland beitragen. Diese Zwischenfrüchte werden nicht geerntet, sondern sterben ab und bilden eine Mulchschicht, die als Dünger und Bodenschutz dient. Als guter Dünger sind manche Pflanzenfamilien wie Leguminosen (Hülsenfrüchtler) schon bekannt, aber vergleichende Versuche in einer Größenordnung wie im Rahmen des Projekts OSCAR hatte es bislang nicht gegeben. Die Forschergruppe testete in den vergangenen vier Jahren insgesamt über 1000 Arten und Sorten auf ihre Eignung als Untersaaten oder Zwischenfrüchte. Die Pflanzen wurden in elf Ländern auf drei Kontinenten sowohl unter konventionellen als auch ökologischen Bedingungen mit innovativen Maschinen und Sämethoden angebaut. In einer Datenbank wurde erfasst, welche Pflanzensorte wo unter welchen Bedingungen den größten Beitrag zum Bodenschutz lieferte.

Als besonders geeignet erwiesen sich Wicken und Platterbsen (beides Leguminosen-Arten). Ihre Wurzeln leben in Symbiose mit Knöllchenbakterien, die Stickstoff sammeln – einen guten Dünger. In Mitteleuropa wirkt auch Ölrettich vorteilhaft. Ebenso wie Wicken und Platterbsen entwickelt er starke Wurzeln, was zu einem guten Schutz vor Erosion führt. „Es ist klar, dass die Zwischenfrüchte einen erheblichen Beitrag dazu leisten können, Böden zu schützen. Der Effekt ist viel größer als bislang angenommen und in allen Klimazonen nachweisbar“, so Finckh. Bedingung: „Die Pflanzen sollten nach der Ernte der Hauptfrucht auf einem Acker gesät und wenigstens drei Monate bis zur Aussaat der nächsten Hauptfrucht stehen gelassen werden.“ Im Rahmen der EU Greening Verordnungen werden inzwischen europaweit vermehrt Zwischenfrüchte eingesetzt.

Als vielversprechend für den Bodenschutz erwies es sich auch, weniger auf schwere Landmaschinen und mehr auf neuartige, leichtere Anbaumaschinen zurückzugreifen. Zum Teil sind hier aber noch technische Entwicklungen nötig. Um den Anwendern Informationen gut verständlich zur Verfügung zu stellen, wurde eine mehrsprachige interaktive Informationsplattform inklusive Internet-basierter Entscheidungshilfe aufgebaut, die auch nach Projektende weiter zur Verfügung stehen wird und weiter entwickelt werden soll (www.covercrops.eu). Damit wird den Nutzern ermöglicht, für ihre jeweiligen Standorte die besten Pflanzen und Methoden zu finden und auszuprobieren.

Das EU-Forschungsprojekt OSCAR („Optimizing Subsidiary Crop Applications in Rotations“; deutsch: Optimierung der Anwendung von ergänzenden Pflanzen in Fruchtfolgen) umfasste 20 Partner aus elf Ländern Europas, Afrikas und Südamerikas und wurde mit rund drei Millionen Euro gefördert. Die Ergebnisse wurden jetzt am Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel in Witzenhausen vorgestellt.

Weitere Informationen: www.oscar-covercrops.eu