Wir alle waren viel zu Hause in den letzten beiden Jahren. Zwar oft nicht freiwillig, aber es blieben wenig Alternativen: Joggen, Wandern, Spazieren gehen … und schließlich war zuhause ja auch zunächst einiges zu tun. Doch schließlich war der Keller aufgeräumt, Sperrmüll entsorgt, das Bad neu gestrichen … und der Garten rückte in den Fokus.
Vom Garten zum Vorgarten
„Erst gab es jede Menge Aufträge für die Gartenrenovierung hinter dem Haus. Die Menschen wollten es sich im geschützten Raum unter freiem Himmel gemütlich machen", erzählt Achim Kluge vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „So wurden zum Beispiel vermehrt Sitzplätze für ein praktisches, schattiges Garden-Office errichtet, ganze Gartenküchen realisiert und Draußenduschen installiert. Im Laufe der Monate erhielten wir Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner dann auch viele Anfragen für die Neugestaltung des Vorgartens. Eine erfreuliche Entwicklung: Dann so erhält die Fläche, die bis dato häufig eher stiefmütterlich behandelt wurde, endlich mehr Aufmerksamkeit."
Der Garten liegt im Trend
Mit dem Wohnen, Arbeiten und Leben zuhause veränderten sich auch die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen. Zugleich bleibt der Klimawandel die Dauerherausforderung. Auch die vielen Nachrichten vom Artensterben und den rückläufigen Zahlen vom Spatz bis zur Wildbiene kamen auf einmal in den Köpfen an. Die Besitzerinnen und -besitzer von Gärten wollen seither in ihrer privaten Welt sinnvoll reagieren und an einer besseren Entwicklung teilhaben.
Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner, Gartencenter, Onlineshops, aber auch viele andere, die mit dem Garten und seinen Produkten zu tun haben, erleben hohes Interesse und steigende Nachfrage. Zwischenzeitlich waren viele Pflanzengruppen sogar völlig ausverkauft, ähnlich war es mit dem Zubehör.
Lebendige Flächen vor dem Haus
Wie man den Daten des jüngsten Geschäftsberichtes des Industrieverbands Garten e. V. (IVG) entnehmen kann, ist es um die grüne Branche gut bestellt. Und das ist gleich mehrfach eine gute Nachricht! Denn der Garten ist nicht nur gesundes und Erholung schaffendes Betätigungsfeld, sondern mehr denn je ein Statussymbol. Dabei geht es nicht nur um die Repräsentation von Wohlstand durch eine gehobene Ausstattung, sondern immer mehr auch um die Art und Weise, wie wir dem Leben auf unserer Erde begegnen.
Schottergärten oder versiegelte Flächen ums Haus sind in der Öffentlichkeit und Politik mehr und mehr verpönt. Das Lebendige zählt, die Vielfalt, die sichtbare Veränderung durchs Jahr. Eine artenreiche Bepflanzung symbolisiert auch die Teilhabe an unserer Gesellschaft. Mit dem Garten lässt sich zeigen, welches Verhältnis man zur Welt, zur Natur, zum Nachbarn hat und wie offen man für die Gemeinschaft ist. An dieser Stelle kommt dem Garten vor dem Haus eine besondere Bedeutung zu.
Der Vorgarten als Visitenkarte
Dass die Menschen durch die Pandemie zusammengerückt sind, sieht man nämlich auch in den Vorgärten. In vielen städtischen Siedlungen gibt es Sitzgelegenheiten vor der Haustür mit schweren Bänken und dekorierten Tischchen. Daneben stehen einladende jahreszeitlich bepflanzte Kübel und Gefäße, an der Tür hängen freundliche Sprüche. Man zeigt sich offen, zugewandt und signalisiert den Vorübergehenden „Herzlich willkommen!". Hier wohnen freundliche Menschen, die sich freuen, wenn auch andere sich freuen: „Guckt unseren Garten an, bestaunt unseren Hausbaum oder jetzt, im Frühjahr, unsere Frühlingsblüher. Haltet im Sommer die Nasen in unsere Rosen, schnuppert an unserem Lavendel, haltet inne…"
Auf diese Weise einladend gestaltete Vorgärten bieten Anlass zum Austausch in der Nachbarschaft, gemeinsames Naturerleben und ein herzliches Miteinander in der Straße. Und nicht zuletzt fängt bei einer abwechslungsreich und vielfältig bepflanzten Fläche auch das eigene Nachhausekommen schon vor der Haustür an. (BGL)